Igor Levit spielte Eric Saties ca. 20-stündiges Werk „Vexations“ (frz. für „Quälereien“): 30. Mai 2020, 14.00 (CET) LIVE
Den Finger in die Wunde!
Igor Levit spielte Eric Saties ca. 20-stündiges Werk „Vexations“ (frz. für „Quälereien“)
#igorpianistVexations
Zusammen mit The Gilmore streamten DER SPIEGEL und das amerikanische Magazin NEW YORKER das Konzert unter folgenden Links live :
The New Yorker: www.newyorker.com
@igorpianist streamte das Konzert ebenfalls über seinen Twitter-und Instagram account.
Seit Mitte März sind kulturelle Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie nur sehr eingeschränkt möglich. Für zahlreiche performative Künstler*innen weltweit stellt sich die derzeitige Situation durch die getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als ausweglos dar. Auch Musiker*innen dürfen auf unabsehbare Zeit nur sehr begrenzt auftreten. Sie sind nicht nur kommunikativ auf ihr Publikum angewiesen, um ihre Kunst auszuüben. Die Mehrzahl von ihnen sind durch die Regularien zur Eindämmung der Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten, inklusive der Produktionsbüros, Agenturen, Veranstaltungsorte.
Die Kulturlandschaft weltweit droht auszudörren.
Um auf die Notlage der Kulturschaffenden in aller Welt aufmerksam zu machen, gab der Pianist Igor Levit ein Konzert, das zeitliche und kontinentale Grenzen auflöst. Am Samstag, den 30. Mai 2020 begann er um 14 Uhr (CET) in Berlin im b-sharp-Studio eine der längsten Kompositionen der Musikgeschichte zu performen: Eric Saties ca. 20-stündiges Werk „Vexations“.
Igor Levit: „Ich wollte schon immer die „Vexations“ von Eric Satie aufführen.
Das Stück wurde Ende des 19. Jahrhunderts geschrieben, wirkt aber bis heute nicht nur wegen seiner atonalen Harmonik revolutionär. Die wenigen Noten – ein Thema und zwei Variationen – passen auf eine einzige Seite. Doch die 840 geforderten Wiederholungen greifen weit voraus in die Zukunft einer Ästhetik des Repetitiven. Es dauert etwa 20 Stunden sie zu spielen. Diese Dauer macht die „Vexations“ für mich gerade nicht zu einem „Ärgernis“ oder einer „Quälerei“, wie der Titel suggeriert, sondern zu einem Exerzitium der Stille und der Demut. Sie sind ein einziges Standhalten.
Auch deshalb fühlt es sich richtig an, die „Vexations“ jetzt zu spielen.
Meine Welt und die meiner Kollegen ist seit vielen Wochen eine andere und wird es wohl auch noch lange bleiben. Die „Vexations“ sind für mich da wie ein stummer Schrei.“
Igor Levit finanziert das Projekt aus Mitteln des Gilmore-Artists-Awards, mit dem er im Januar 2018 ausgezeichnet worden ist. Der Gilmore-Artist-Award ist einer der bedeutendsten Musikpreise für Pianisten und wird alle vier Jahre vergeben.
Um in diesen schwierigen Zeiten mit seinem Publikum kommunizieren zu können, streamte Igor Levit bereits von Mitte März bis Mai live täglich jeden Abend um 19. Uhr sein Hauskonzert auf Twitter (link). „Igor Levit setzt jetzt also seine Kunst dezidiert gegen die Angst. Gegen unser aller Vereinzelung, Kleinmut und Ratlosigkeit in Zeiten, in denen tatsächlich die Freiheit eingeschränkt wird wie nie zuvor.“ (Alex Rühle, „Chaconne in Turnschuhen“: www.sueddeutsche.de)
Nächste Konzerte:
5. und 6. Juni 2020: Konzerthaus Wien, Igor Levit und die Wiener Symphoniker interpretieren Mozarts Klavierkonzert in A-Dur, KV 414
18. Juni 2020: Konzerthaus Dortmund, Rezital mit Igor Levit im Rahmen des Klavier-Festival Ruhr. L.v. Beehoven: Klaviersonaten Op. 109, Op. 110 und Op.111